Rheinsberg

               Baum an Baum

              und See an See

        

Rheinsberg ist älter, als die erste Nennung 1335 ausweist, Das Stadtwappen, ein weißer Adler in rotem Feld, deutet als Zeichen der Herrschaft Ruppin auf die Grafen als Stadtgründer. Erst nach dem Aussterben ihres Hauses und dem Rückfall der Herrschaft an Brandenburg 1524 wurde der Wappenadler durch Umkehrung der Farben zuweilen fälschlich zu einem märkischen. Später soll Rheinsberg Theodor Fontane angeregt haben, seine "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" zu schreiben. Kurt Tucholsky widmete dem Schloss eine Liebesgeschichte.

Rheinsberg an der Deutschen Alleenstraße. Die Straßenzüge sind preußisch gradlinig, großzügig. Die Häuser sind je nach Stand der Besitzer errichtet worden. Klar zu erkennen ein frühklassizistischer Planungsstil der die Knobelsdorffsche Handschrift erkennen lässt.

Erste Siedlungszeugnisse gehen auf die Remusinsel im Rheinsberger See zurück. Während der frühdeutschen Besiedlung wurde eine neue Burganlage am östlichen Seeufer errichtet. Burg und Stadt im 13./14. Jahrhundert als Grenzfeste gegen mecklenburgische Ansprüche ausgebaut. 1734 kaufte der "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. Rheinsberg für seinen Sohn Friedrich, der in Neuruppin ein Regiment kommandierte.              

Mit dem Umbau des Schlosses entwickelte sich Rheinsberg in der Folgezeit von einer verschlafenen Ackerbürgerstadt zur kleinen barocken Residenz. von 1736 bis 1740 philosophierte und musizierte hier der Kronprinz im Kreise von Gelehrten, Künstlern und Musikern. Nach dem großen Brand 1740, erfolgte der Wiederaufbau der Stadt nach Plänen von Knobelsdorff unter Aufgabe der mittelalterlichen Stadtstruktur. Die 1762 gegründete Fayencemanufaktur entwickelte sich später neben einer Magdeburger Produktionsstätte zur wichtigsten Steingutmanufaktur Preußens.

 

     Die Postgeschichte der Stadt von einem Postler

Mehr als drei Jahrhunderte ist es nun schon her, seit unter dem "Großen Kurfürst" die brandenburgische Staatspost "gegründet wurde. Einen großen Aufschwung hatte die Post, nachdem sich Friedrich Wilhelm I. 1713 auf den preußischen Königsthron schwang. Da er Wert auf ein gut ausgebautes Netz legte, entstanden viele neue Postkurse, z.B. von Berlin nach Güstrow über Fehrbellin, Ruppin und Wittstock.

                        

Das Städtchen Rheinsberg wurde 1734 Poststation, auf der Route von Berlin ins mecklenburgische Strelitz. Zu dieser Zeit kümmerte sich gewöhnlich der Bürgermeister um die Aufgaben des Postmeisters. Leutnant Carl Hennert berichtete 1778 über die bestehenden Linien, denen man sich oder sein Gut anvertrauen konnte (oder musste, in Ermangelung von Alternativen): montags vormittags und freitags morgens nach Wittstock mit Anschluss nach Hamburg und Mecklenburg; montags und freitags abends nach Berlin über Fehrbellin.

 

Meilensäule auf dem Triangelplatz

 

Die Meilensäule auf dem Triangelplatz steht dort seit 1765 und verkündete damals die Entfernungen "der vornehmsten Städte von Rheinsberg nach deutschen Meilen", z.B. "10 Meilen - Berlin Dönhofplatz". (Eine preußische Meile entsprach zu dieser Zeit 7533,25 Metern.) Der Dönhofplatz war als Bezugspunkt für die Vermessung der preußischen Poststraßen gewählt worden, die in verstärktem Maße aber erst ab 1801 vorgenommen wurde.

In den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts beschäftigte die Rheinsberger Post 18 Pferde und 6 Postillione. Aus der 1813 herausgegebenen "Allgemeinen Post-Charte von Teutschland" ist ersichtlich, dass die Postkutschen aus Neuruppin ihren Weg über Braunsberg nahmen. Diese Strecke wählte später auch Theodor Fontane, als er Rheinsberg besuchte. (Wenn er sein Buch auch "Wanderungen durch die Mark" titelte, nahm der Dichter meist lieber die Bequemlichkeit seiner Kutsche in Anspruch.)

Das Reisen mit der Post war damals entgegen einem verbreiteten Klischee nicht unbedingt ein romantisches Unterfangen. Es galt das Sprichwort "Wer mit der Post reiset, muß eines Lastträgers Rücken und eines Fürsten Beutel haben." Das erste lag an den schlechten Straßenzuständen und den damit verbundenen Erschütterungen des Wagens, letzteres an den Fahrpreisen und den Trinkgeldern, die Postillion, Wagenmeister und Kofferträger verlangten.
Wer nicht mit der planmäßigen, der "ordinären" Post fahren wollte, der konnte sich eine sogenannte Extra-Post bestellen, die dann einen meist direkteren Weg wählte. So fuhr die Extra-Post nach Berlin über Grieben und Oranienburg. Für solche Sonderleistungen hatte man natürlich höhere Preise zu berappen, denn es mussten ja noch Pferde und Wagen besorgt werden. Die Reisegeschwindigkeit der Kutschen betrug etwa eine Meile pro Stunde. So war man halt für die 11,95 Meilen nach Berlin gut 12 -15 Stunden unterwegs. Der Service und die Sitzpolster waren aber bei weiten nicht mit heutigen Möglichkeiten zu vergleichen. Mit einem Auto ist das heute in gut 1,2 Stunden erledigt, egal bei welchem Wetter.
Der englische Schriftsteller Andrew Hamilton, der 1872 nach Rheinsberg kam, benutzte von Berlin die Ruppiner Postkutsche bis Herzberg und fuhr von dort mit dem Pferdeomnibus eines Privatunternehmens weiter. "Es war ein aus Fichtenbrettern zusammen gezimmerter Kasten, mit ein paar Fensterscheiben versehen und mit Ölfarbe angestrichen." Drei Stunden wühlte sich der Wagen durch den märkischen Sand, bis das Ziel erreicht war. Die Postkutsche, die Hamilton später nach Zechlin brachte, beschrieb er folgendermaßen: "Es ist ein enger, überdachter Wagen von hohem Alter, der nur drei Passagiere aufnehmen kann, von denen die Mehrzahl im Innern des Wagens untergebracht wird, der Rest aber auf der Hälfte eines schmalen und unbequemen Sitzbrettes neben dem Kutscher."

Weibliche Postangestellte gab es kaum, da die Postmeister Sorge hatten, dass das "Postgeheimnis wegen der Geschwätzigkeit der

Frauen nicht gewahrt" bliebe. Erst mit der verstärkten Einführung des Telegraphendienstes fanden sie ein größeres Betätigungsfeld.
Rheinsberg hatte 1871 noch kein Telegraphenamt, wie Teßner vermerkte. Die Nachrichten von den preußischen Siegen im Krieg gegen die Franzosen brachten Eilboten in die Stadt.
Das Geographische Lexikon nennt den Ort 1883 als Telegraphenstation.

 

 Kaiserliches Postamt in Rheinsberg, 1907

 

Das Postamt befand sich Ende des vorigen Jahrhunderts in der heutigen Bäckerei, Ecke Schlossstraße/Lange Straße. (In den sechziger Jahren fand man bei Malerarbeiten an einer Wand Spuren von Posteinrichtungen.) Es wurde später auf die andere Seite der Schlossstraße verlegt, bevor 1903 ein neues Postamt aus rotem Backstein am heutigen Standort entstand (Foto).
Die Eisenbahnlinie von Löwenberg nach Rheinsberg wurde 1899 fertig gestellt, und man musste das Postgut nicht mehr aus Gransee holen. Der Verkehr von Postkutschen ging immer mehr zurück, und wurde, besonders nach dem Ersten Weltkrieg, auf Kraftpost umgestellt. Das "platte Land" versorgten Landbriefträger auf Schusters Rappen mit Post und und natürlich dem neuesten Tratsch. Die meisten der umliegenden Gemeinden hatten kleine Poststellen, außer Braunsberg, Heinrichsdorf, Schwanow und Zechow.
1923 wurden die Raumkapazitäten des Postamtes sehr stark von den Mengen an Papiergeld beansprucht, mit denen die Kunden die astronomischen Gebühren bezahlten. So kostete ein einfacher Fernbrief, den man bis zum 30.11.1919 für 15 Pfennige verschicken konnte, ab dem 26.11.1923 die Kleinigkeit von 60 Milliarden Mark!

"Griebens Reiseführer" gab 1928 Kraftpostlinien nach Wesenberg (im Sommer bis dreimal täglich) und nach Wittstock über Zechlin (einmal täglich) an. Die Linie nach Zechlin bekam jedoch durch die Eröffnung der Bahnstrecke 1928 Konkurrenz und verlor bald an Bedeutung.
 In den dreißiger Jahren wurde das Rheinsberger Postamt abgetragen, und bis 1938 entstand am selben Platz ein neues Gebäude, das den modernen Anforderungen besser entsprach. Zwei Jahre später war das Verstärkeramt am Kiefernweg fertig gestellt. Es bildete eine Zwischenstation von Telefonkabeln zwischen Berlin, Norddeutschland und Nordeuropa. Telefonzellen gab es in Rheinsberg noch nicht, nur auf dem Postamt fand man einen öffentlichen Fernsprecher.
Vor dem Krieg bestanden Postbusverbindungen nach Neuruppin, Neustrelitz und im Sommer nach Fürstenberg über Neuglobsow. Die gelben Busse faßten etwa 25 bis 30 Passagiere und bildeten neben der Eisenbahn und den Binnenschiffen die wichtigste Stütze des öffentlichen Verkehrs.
Das Postgut, das mit der Bahn eintraf, holten die Angestellten mit einem zweirädrigen Karren vom Bahnhof ab. Eilige Briefe konnte man abends noch zum Zug bringen, wo sie den Stempel "Bahnpost" erhielten.

Nach Kriegsende war der Postverkehr fast zusammengebrochen und erreichte die Stadt nur einmal in der Woche.
Kleine Postbusse fuhren noch in den sechziger Jahren in die umliegenden Dörfer, wurden dann aber eingestellt. In der Silvesternacht 1977 geriet die Post durch einen in den Briefkasten geworfenen Knallkörper in Brand. Pech für viele Betriebe - ihre Jahresabrechnungen lagen in jenem Kasten und fielen so den Flammen zum Opfer.
Seit dem 1. Juli 1993 wirbt wieder ein Sonderstempel für Rheinsberg als "Stadt des jungen Fritz". Leider gibt es die gute alte Post im altehrwürdigen Postamt nicht mehr. Sie ist der neuen Zeit zum Opfer gefallen. Ein moderner aber eben doch kläglicher kleiner Rest ist als Postservicestation in einem der zahlreichen Konsumtempel untergebracht worden. Schade!

 

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